Sie kapieren es einfach nicht

"Wie oft habe ich dir eigentlich schon gesagt, du sollst nicht so herumkleckern? Du bist jetzt schon 6 Jahre alt und der Tisch sieht immer noch aus, als säße hier ein Schwein am Tisch!"

Ja, in der Tat, Kinder scheinen in manchen Dingen mit dem Lernen ein bisschen langsam zu sein.

Da kann man die gleichen Dinge tausend Mal sagen und sie kapieren es einfach nicht.

Mit der Zeit wird der Ton immer genervter. Genau betrachtet ist man eigentlich nur noch am herummeckern.

Das Problem ist aber, dass Lernen so nicht funktioniert.

Lernen funktioniert über positives Feedback.

Und Lernen basiert darauf, den (vielleicht als negativ empfundenen) Ist-Zustand vollkommen als derzeitige Realität anzunehmen - ihn als gegebene Realität zu akzeptieren.

Das ständige Ermahnen blockiert das Lernen und lässt vielleicht sogar ein Problem daraus entstehen. Das heißt, die Situation verschlechtert sich. Das liegt nicht daran, dass das Kind unwillig und bockig ist, sondern es liegt daran, dass das Kind unter diesen Umständen gar nicht anders kann.

Es strengt sich an bis zum Geht-nicht-mehr, weil es so schlecht ist. Das heißt, es reagiert mit seiner Energie permanent auf die Idee "Ich bin so schlecht". In der Folge verwirklicht sich die Idee "Ich bin so schlecht" immer mehr als Erfahrung.

Was wäre die Alternative?

Ich hatte davon gesprochen, den derzeitigen Ist-Zustand als gegebene Realität anzunehmen. Das bedeutet, das Verhalten des Kindes so wie es im Moment ist zu akzeptieren.

Dafür muss man bereit sein, sich den negativen Gefühlen zu stellen, die das auslöst. Das heißt, wir stellen die genervten Ermahnungen ein und öffnen uns stattdessen den negativen Gefühlen, die in etwa besagen:

Und dann setzen wir dem Ganzen noch eins drauf und loben das Kind sogar, bei den kleinsten Anzeichen, die auch nur entfernt auf einen Fortschritt hindeuten:

"Das hast du aber gut gemacht.", "Du isst jetzt viel besser.", "Ich bin ganz stolz auf dich."

Ich weiß, dass sich das für viele Menschen wahrscheinlich vollkommen bescheuert anhört. Aber das ist ein absolut praktischer Ratschlag. Das Ziel ist doch, dass das Kind bestimmte Fortschritte macht, oder? Also probieren Sie es aus.

nächstes Kapitel: Selbstbewusstsein (Wie Entwicklung funktioniert)