Den Willen eines Kindes achten
Kinder wollen immerzu irgendetwas. Das kann man unmöglich alles erfüllen und oft ist es auch ziemlich lästig.
Deshalb müssen sie halt lernen, dass man "nicht immer alles haben kann, was man will!"
So eine ziemlich weit verbreitete Meinung.
Nun ist es aber so:
Wenn wir uns mal anhand eines einfachen Modells vergegenwärtigen, was der Mensch eigentlich ist, dann ist das eine Art "gerichtete Energiequelle".
Diese Energie ist nach außen gerichtet, um bestimmte Dinge zu erreichen. Werden diese Dinge erreicht, dann bezeichne ich das auch als Erfüllung.
Die Quelle dieser Energie ist das, was man die Seele des Menschen nennen könnte:
Es ist extrem individuell, absolut einzigartig - es ist, was den Menschen eigentlich in seinem Kern und seinem Wesen ausmacht.
Der Willen eines Menschen ist ein direkter Ausdruck seiner Seele. Es klingt vielleicht ein bisschen pathetisch, aber ich würde sagen, der Willen eines Menschen ist etwas Heiliges.
Nun passiert Folgendes:
Das Kind will etwas. Das lässt sich nicht erfüllen. Würde man nun annehmen, dass der Willen des Kindes berechtigt ist, zieht das zwangsläufig beim adressierten Erwachsenen negative Gefühle nach sich. Da diese negativen Gefühle aber vermieden werden, wird dem Kind zurückgespiegelt, dass nicht in Ordnung ist, was es will.
Das Kind lernt in vielen Einzellektionen bei Hunderten Gelegenheiten:
"Mit meinem Willen stimmt etwas nicht."
Die Folge ist, dass es seinem Willen und damit seiner Energie und sich selbst zu misstrauen beginnt. Es verliert den Kontakt zur lebendigen Quelle seines Wesens.
Gut. Aber jetzt haben wir ein Problem. Denn es lässt sich nun mal nicht alles erfüllen, was ein Kind will.
Die Lösung lautet: Den Willen des Kindes emotional annehmen.
Das bedeutet, sich dafür zu öffnen und es emotional auf sich wirken zu lassen.
Dieser Art, mit dem Willen eines Kindes umzugehen, liegt folgende Erkenntnis zugrunde:
"Was das Kind will, ist OK" - und zwar unabhängig davon, ob sich dieser Willen nun erfüllen lässt oder nicht.
Das ist leichter gesagt, als getan, weil es in der Praxis auch immer wieder bedeutet, sich negativen Gefühlen bewusst auszusetzen und sie hochkommen zu lassen.
Es ist kein Widerspruch, den Willen eines Kindes emotional anzunehmen und als grundsätzlich berechtigt zu bejahen und gleichzeitig aber seine Erfüllung zu verneinen.
Wichtig ist, den Willen des Kindes emotional in sich ein- und bei sich ankommen zu lassen.
Das Kind wird den Unterschied spüren.